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To Gisela Stuart

Dear Gisela Stuart,

Like you, I was born a German citizen. Like you, I live in Birmingham. But you supported Leave, I supported Remain. In a recent newspaper interview you said that you had received little criticism from your constituents but much criticism from Germans. Maybe this letter can explain why those Germans criticised you.

Like you, I was born in Bavaria, like you I came to this country to study, albeit just for one year, within the European Erasmus student exchange program. A few years later I returned, this time with my husband, who got an EU funded Marie Curie Fellowship. We fell in love with this city and the country, and decided to stay even after his grant had finished, as one of the many career opportunities came along for which this country is so famous. Our son was born here, and he sees himself more as a British citizen than as German. For him Germany is just the country where he goes on holiday to visit the grandparents.

And that is why this referendum upsets me so much.

The looming Brexit has pulled the rug from under our family's feet. We do not know whether we will be allowed to stay indefinitely, and under which circumstances. A lot of intentions have been declared, but nothing is certain. We do not know whether it will become more complicated to visit the grandparents, or for the grandparents to visit us. As a fellow German you should know the value of open borders, as one of the tightest borders in recent history ran directly through Germany.

My husband is a scientist, his research helps, among other things, to address the health issues of an ageing population. And an important part of these research projects are funded by the EU. We have no idea if and where his research will get grants in the future.

My son was diagnosed with Tourette's, he needs the NHS to help him, where a large part of staff comes from abroad. We do not know whether the NHS will still function when EU citizens find it much harder to get here. And no, employing more British citizens is not an option as the cuts in recent years mean that the UK is training insufficient numbers of doctors, dentists, nurses and other health professionals.

Also, there was the way Leave campaigned. Just because you repeat something over and over again does not make it true. It only makes it propaganda, and as a fellow German you surely know what propaganda can lead to. It is never pretty, as the result has already shown.

And I keep asking myself why on earth should politicians knowingly make this country a far less attractive place to live in?

Therefore I would like to ask you today, as a fellow German and a fellow Birmingham resident: Change your mind. Help getting a vote in Parliament, and then vote against Brexit. Because there are a few reasons to leave, but so many good reasons to stay.

Kind regards

A German fellow citizen

Liebe Frau Stuart,

wie Sie wurde ich als Deutsche geboren. Wie Sie lebe ich in Birmingham. Sie machten Wahlkampf für Leave, ich war auf der Seite von Remain. Neulich sagten Sie in einem Zeitungsinterview, dass Sie wenig Kritik aus Ihrem Wahlkreis, aber viel Kritik von Deutschen erhalten hätten. Vielleicht kann dieser Brief die Kritik der Deutschen näher erklären.

Wie Sie bin ich in Bayern geboren, wie Sie kam ich zunächst in dieses Land, um zu studieren, leider nur ein Jahr lang, als Teil des europäischen Erasmus-Programms. Einige Jahre später kehrte ich dann zurück, diesmal mit meinem Mann, der ein Marie-Curie-Stipendium der EU für Wissenschaftler hatte. Wir verliebten uns in Stadt und Land und blieben nach dem Ende seines Stipendiums hier. Unser Sohn wurde hier geboren, und er sieht sich mehr als Brite denn als Deutscher. Für ihn ist Deutschland nur noch das Land, in dem er Urlaub bei den Großeltern macht.

Und deshalb trifft mich dieses Referendum so sehr.

Der drohende Brexit hat unserer Familie den Boden unter den Füßen weggezogen. Wir wissen nicht, ob wir auf lange Zeit bleiben können, und unter welchen Umständen. Viele Absichten wurden erklärt, aber gesichert ist nichts. Wir wissen nicht, ob es komplizierter wird, die Großeltern zu besuchen, oder für die Großeltern, uns zu besuchen.. Als Deutsche sollten Sie doch den Wert offener Grenzen zu schätzen wissen. Eine der schlimmsten Grenzen lief schließlich einmal durch Deutschland.

Mein Mann ist Wissenschaftler, seine Forschung hilft, die Gesundheitsprobleme der alternden Gesellschaft zu lösen. Und ein wichtiger Teil dieser Projekte wird von der EU bezahlt. Wir wissen nicht, ob und woher in Zukunft Geld für seine Forschung kommen wird.

Mein Sohn hat Tourette's, er braucht den NHS, in der große Teile der Ärzte und Schwestern aus dem Ausland kommen. Wir wissen nicht, ob der NHS noch funktioniert, wenn es EU-Bürgern schwer gemacht wird, hierher zu kommen. Und nein, es gibt nicht genug Briten, um die freien Stellen zu besetzen, denn dank der Kürzungen der letzten Jahre bildet Großbritannien viel zu wenige Ärzte, Zahnärzte, Schwestern und sonstige Fachleute im Gesundheitswesen aus.

Und dann war da die Art, wie die Leave-Kampagne Wahlkampf betrieb. Nur weil man etwas immer wieder wiederholt, macht das die Aussage nicht wahr. Es macht sie nur zu Propaganda, und als Deutsche sollten Sie wissen, wohin Propaganda führen kann. Das Ergebnis ist nie schön, wie wir einmal mehr gesehen haben. Und ich frage mich deshalb ständig, warum wollen unsere Politiker dieses Land absichtlich zu einem deutlich weniger lebenswerten Land machen?

Daher möchte ich Sie heute bitten, als Deutsche und als Bürgerin von Birmingham: Denken Sie um. Helfen Sie, eine Parlamentsabstimmung zu erhalten, und stimmen Sie dann gegen Brexit. Denn es gibt wenige Gründe zu gehen, aber enorm viele gute Gründe zu bleiben.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre deutsche Mitbürgerin

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